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Unsere Methoden im Überblick

Dialogorientierte Beteiligungsverfahren

 

Das Kulturwissenschaftliche Institut Essen erprobt und erforscht im Projekt die dialogorientierten Verfahren:

Bürger*innenrat „Biobasierte Wirtschaft?! Welche Folgen hat das für unsere Region?“ und

Zukunftsrat „Bioökonomie NRW 2038?!“

 

 

© KWI

Dialogorientierte Beteiligungsverfahren fördern den Austausch von verschiedenen Perspektiven und streben eine Entscheidungsfindung an, die im besten Falle von allen als fair empfunden wird. Dadurch wird die politische Mitsprache von Bürgerinnen und Bürgern auch jenseits von Mitgliedschaft und Engagement in organisierten Verbänden und Initiativen möglich. Die formalen Verfahren der Regulierungsbehörden werden damit frühzeitig ergänzt, aber unterlaufen oder ersetzen diese nicht.

 

Vorgehen

1. Mit dem Institut für Demokratie- und Partizipationsforschung werden per Zufallsverfahren Menschen aus dem Münsterland ausgewählt.
2.  Lara Listens und Jakob Kohlbrenner gestalten die Verfahren partizipativ.
3.  Das bestehende Wissen in dem Projekt ermöglicht eine breite Perspektive auf das Thema und unterstützt das KWI in der Auswahl von Expert*innen, die den Bürger*innen in den Verfahren beratend zur Seite stehen.
4. Das KWI erforscht die Prozesse der Formate. Dabei leiten uns die folgenden Fragen:

  • Was wissen die Bürger*innen über eine nachhaltige Bioökonomie?
  • Welche Erkenntnisse werden in diesen Verfahren entwickelt und von den Bürger*innen als wichtig erachtet?
  • Wie gehen Akteure aus der Politik oder der Wirtschaft mit den Empfehlungen der Verfahren um?

Ethnografische Pilotstudie

 

In Interviews mit Bürger*innen aus einer bioökonomisch geprägten Region in NRW, durch teilnehmende Beobachtungen und Memos aus Gesprächen mit Bewohner*innen und Veranstaltungen in der Region werden gesellschaftliche Konfliktlinien, Akzeptanzbildung und Nichtakzeptanz analysiert.

Prozesskettenanalyse

Die Prozesskettenanalyse dient als Grundlage, um zusammen mit der Medienanalyse die notwendigen Stakeholder und diskursrelevanten Themen zu identifizieren sowie die geplanten Expert*innengespräche und Kleingruppeninterviews vorzubereiten.

Vorgehen

Zunächst werden die in NRW existierenden Wertschöpfungsketten der beiden ausgewählten Pflanzen (Mais und Sida) herausgearbeitet. Durch die Marktanalyse und die Identifikation der Wertschöpfungsketten wird direkt die Ermittlung der Stakeholder (wissenschaftliche Expert*innen, Landwirt*innen, Nutzer, Unternehmen, Verbände und Interessengruppen) ermöglicht. Gleichzeitig können dadurch diskursrelevante Themen identifiziert werden, wie bspw. die Beeinflussung der Ökonomie (z. B. Arbeitsplätze), die Auswirkungen auf das Landwirtschaftsbild aber auch ökologische Auswirkungen.

Stakeholder- Interaktionsanalyse (SHIA)

Die Stakeholder- Interaktionsanalyse (SHIA) wurde am Fraunhofer UMSICHT entwickelt. Gemeinsam mit Unternehmen, die ein neues Produkt auf den Markt bringen wollen, werden hierdurch mögliche sozial-ökologische Risiken identifiziert und Handlungsmaßnahmen abgeleitet.

Abbildung 1: SHIA

© Fraunhofer Umsicht

Vorgehen

Mithilfe der SHIA werden relevante Stakeholder identifiziert, kritische Themen herausgearbeitet und je nach Relevanz und Einfluss der Stakeholder Handlungsmaßnahmen für das Unternehmen abgeleitet, wobei auch die Schnittstellen zu Lieferketten und Produktionslebenszyklen in der Analyse Berücksichtigung finden. Zur Identifikation und Priorisierung von relevanten Wirkfeldern (z.B. Emissionen oder Gesundheitsschutz) beschränkt sich die Betrachtung derzeit auf fünf Bereiche:

  • Rahmenbedingungen/Finanzen
  • Produktherstellung
  • Logistik
  • Nutzung
  • Entsorgung/Verwertung

Abbildung 2: SHIA Entlang der Wertschöpfungskette Mais

© Fraunhofer Umsicht

Im Rahmen des Projekts wird das Instrument der SHIA weiterentwickelt und neu definiert. Im Vordergrund steht nun nicht mehr, Risiken und Maßnahmen für ein konkretes Unternehmen aufzuzeigen, sondern allgemeinere Handlungsfelder (Hot Spots) von Produkten oder Prozessen der Bioökonomie zu identifizieren, um diesen zukünftig bewusst gemeinsam mit Stakeholdern zu begegnen. Dazu sollen exemplarisch am Beispiel der Wertschöpfungskette von Mais retrospektiv Handlungsfelder, wie z.B. Biodiversität oder der Wasserverbrauch der Pflanzen, herausgearbeitet werden.

Datengrundlage der neuen SHIA sind drei SHIA-Durchführungen (Workshops) mit Akteuren aus dem Bereich Anbau, Stärke-Gewinnung und Energiegewinnung entlang der Wertschöpfungskette. Diese Daten werden ergänzt um die Ergebnisse der Medienanalyse (IZT), aktueller Bewertungen der Bürger*innen (KWI) und Umfragen und Internetquellen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen dazu genutzt werden, möglichen Problemen entlang der gesamten Wertschöpfungskette bei Produkten aus anderen nachwachsenden Rohstoffen wie Sida zukünftig bewusst zu begegnen. Inwieweit eine Übertragung der Erkenntnisse von solch unterschiedlichen Rohstoffen wie Mais und Sida möglich ist, wird im Verlauf des Projekts geprüft.

Video: Stakeholdergruppen entlang des Produktlebenszyklus, die das Unternehmen beeinflussen können oder von diesem beeinflusst werden Urheber: © Fraunhofer Umsicht

Untersuchungen zur Verbraucher*innenperspektive

Mit der Verbraucher*innenbefragung werden die Einstellungen zu biobasierten Produkten der Verbraucher und Verbraucherinnen in Nordrhein-Westfalen erfasst. Ziel ist es zum einen, Informationsasymmetrien zu vermeiden und zum anderen, Inhalte für Verbraucher*inneninformationen daraus abzuleiten.

Vorgehen

Viele Umweltprobleme werden durch Konsumentscheidungen verursacht. Im Idealfall entscheiden sich mündige, gut informierte Verbraucher*innen bewusst für oder gegen ein Produkt. Die Herstellerinnen und Hersteller informieren ihre Kundinnen und Kunden transparent und verständlich über die Produkteigenschaften und die jeweiligen Folgen für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt. Doch die Realität sieht anders aus. Die Zeit zum Lesen des Kleingedruckten ist knapp; neben Qualität müssen auch die Kosten bedacht werden. Vor diesem Hintergrund werden wir die Perspektiven der Verbraucher*innen in einer großen, landesweiten Befragung erheben. Wir werden 1.000 Personen bitten, sich zu beteiligen. Der Teilnehmerkreis soll einem Querschnitt der Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen entsprechen, die Befragungen werden an unterschiedlichen Standorten stattfinden. Sie werden umfassend ausgewertet, die Ergebnisse werden veröffentlicht.

Wir möchten erfahren: Was erwarten Verbraucher*innen von der Bioökonomie? Welche Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen würden sie kaufen oder auch nicht kaufen? Welche Gründe sind dafür ausschlaggebend? Die Ergebnisse fließen unter anderem in Empfehlungen für Hersteller ein.

 

 

Evaluation des Forschungsprojekts

Mit der Evaluation des Projektes „BioDisKo“ wird die Relevanz, Effektivität und die Wirkung des Projektes in Hinsicht auf seine Ziele bestimmt werden.

Vorgehen

Die Bekanntmachung des BMBF zur Förderung eines Ideenwettbewerbs „Neue Formate der Kommunikation und Partizipation in der Bioökonomie“ und die Projektziele bilden die Ausgangspunkte der Evaluation. Es werden geeignete Indikatoren verwendet, welche anzeigen, ob die beabsichtigten Wirkungen auch tatsächlich ausgelöst werden. Diese werden beispielsweise anhand der Ergebnisse der Projektpartner oder durch Umfragen bei Teilnehmenden überprüft.

Dabei orientiert sich das Evaluationsvorhaben an den folgenden Fragestellungen,

  • ob und in welchem Ausmaß die angestrebten Ziele erreicht wurden (Zielerreichungskon­trolle),
  • ob die einzelnen Aktivitäten ursächlich und geeignet sind, um die Projektziele zu erreichen (Wirkungskontrolle),
  • ob der Aufwand den durch das Projekt gegebenen Nutzens in einem ausgewogenen Verhältnis steht (Wirtschaftlichkeitskontrolle).

Im Rahmen der Evaluation werden die Leistungen des Projekts BioDisKo anhand nachvollziehbarer Kriterien dokumentiert, analysiert, bewertet und kommuniziert. Die Evaluation wird Bezüge zwischen den Projektaktivitäten und der Aufgabe, eine an natürlichen Stoffkreisläufen orientierte, nachhaltige biobasierte Wirtschaftsweise  zu verankern, herausarbeiten.  Die Erkenntnisse und das Erfahrungswissen werden projektbegleitend aufbereitet und fließen stetig in das Projekt zurück.

Sozialwissenschaftliches Experiment mit Verbraucher*innen

Bei der Verbraucher*innenbefragung werden Verbraucher und Verbraucherinnen in NRW gebeten, die im Projektverlauf entwickelten Narrative und Kommunikationsinhalte hinsichtlich ihrer Verständlichkeit, Transparenz und Nutzbarkeit zu bewerten. Weiterhin wird geprüft, inwiefern sich bestehende Einstellungen durch die dargebotenen Kommunikationsinhalte verändern.

 

Vorgehen
Für die Dauer der Teilnahme am Experiment wird ein zeitlicher Aufwand von ca. 90 bis 120 Minuten geschätzt.

  • Alle Erhebungen werden mit dem Statistikpaket SPSS und der Software MaxQDA für Inhaltsanalysen ausgewertet
  • Die Ergebnisse werden in einem interdisziplinären Workshop aus Sicht der Verbraucherforschung diskutiert und bewertet.

Ergebnis:

  • Bewertung des Einflusses der Effekte dieser Kommunikation auf das Verbraucher*inneninteresse an Produkten der Bioökonomie und die Risikowahrnehmung bei Verbraucherinnen und Verbrauchern mit Bezug zu Mais/Sida
  • Erkenntnisse darüber, welche Botschaften und Maßnahmen die Bereitschaft zum Kauf steigern