© Jan Windszus
Im Gespräch mit David Weigend und Jasmin Minges

© Futurium
David Weigend

© Futurium
Jasmin Minges

© Jan Windszus
Ausstellungsstück im Futurium.

© Ali Ghandtschi
Besucher*innen im Museum.
Am 5. September 2020 wird das Futurium – das Haus der Zukünfte in Berlin – ein Jahr alt. Ein guter Zeitpunkt, um mal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, denn das futuristische Gebäude im Bezirk Mitte vereint ein FuturiumLab, einen Skywalk, Workshops für Familien und Schüler*innen, Ausstellungen und Veranstaltungen, und stellt sich bei allem immer wieder der Frage: Wie wollen wir leben? Dabei wird auch das Thema Bioökonomie in unterschiedlichsten Facetten beleuchtet, zum Beispiel im Projekt „Mind the Fungi“ im Futurium Lab oder im Denkraum Natur der Ausstellung. Wir haben mit David Weigend und Jasmin Menges gesprochen und mehr über die Kommunikation von Bioökonomiethemen im Museumskontext erfahren.
David Weigend ist Leiter der Abteilung ‚Bildung und Partizipation‘ im Futurium. Jasmin Minges ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung ‚Ausstellung‘.
Ihr habt euch die gesellschaftliche Diskussion über die Gestaltung der Zukunft auf die Fahne geschrieben. Wie ist nach einem Jahr Museumsbetrieb eure Bilanz? Wie stellen sich eure Besucher*innen die Zukunft vor, was wünschen sie sich?
David Weigend: Wir hatten mittlerweile über 570.000 Besucher und Besucherinnen. Wir sind überwältigt vom großen Zuspruch. Gerechnet hatten wir nur mit 200.000 Besucher*innen im Jahr.
Unsere Beobachtung ist, dass Nachhaltigkeitsthemen im Bereich Bioökonomie sehr gut angenommen werden. Anfangs dachten wir, die Besucher erwarten vielleicht eine große Technikshow, die wir aber gar nicht bieten. Viele Besucher*innen meldeten uns zurück, dass unser Ansatz, verschiedene Zukunftskonzepte zu zeigen und die großen Herausforderungen, wie beispielsweise den Klimawandel zu thematisieren, sehr gut finden. Wir fordern unsere Besucher*innen auf, selber zu Zukunftsgestalter*innen zu werden; und sich selbst Gedanken zu verschiedenen beispielsweise bioökonomischen Ideen zu machen. Wir wollen nichts vorgeben, weil die Zukunft offen ist. Dieses Feedback bekommen wir auch in den Veranstaltungen und Workshops.
Das Thema Bioökonomie spielt bei euch eine ziemlich prominente Rolle. Warum?
David Weigend: Als wir die Ausstellungen geplant haben, stand Bioökonomie gar nicht im Zentrum, sondern eher die Frage, was wir von der Natur lernen können, um unsere Zukunft zu gestalten: Biomimicry oder cradle to cradle. Uns war auch wichtig zu zeigen, was wir heute tun müssen, um die Natur zu schützen.
Jasmin Minges: Die Ausstellung zeigt drei große Denkräume: Mensch, Natur und Technik. Der Spagat, den wir versuchen, ist einerseits Lösungen darzustellen, die der Natur künftig weniger schaden und z. B. weniger Müll verursachen. Denn wir stehen hier vor großen Herausforderungen, dem Klimawandel oder dem Verlust von Biodiversität. Es geht uns aber auch darum zu fragen, was uns Menschen gut tut, was wir benötigen – grünere Städte z. B. oder wie mehr Teilhabe in Städten gelingen kann. Der Blick auf die Natur spielt dabei also eine genauso große Rolle, wie die des Menschen und seiner Bedürfnisse. Und dann setzen wir uns auch mit ganz unterschiedliche Technologien auseinander und fragen, wie wir sie nutzen und welche Regeln für ihre Anwendung gelten sollen.
David Weigend: Bioökonomie als Thema behandeln wir erst seit Anfang des Jahres 2020. Am Anfang standen die Themen Klimawandel und Verlust der Biodiversität im Zentrum.
Hat sich euer Blick auf die Bioökonomie in einem Jahr verändert? Und wenn ja, wie finden neue Erkenntnisse und Ansätze Eingang in die Ausstellung?
Jasmin Minges: Eine wichtige Frage für uns ist, was unsere Besucher*innen zu den Themen denken, die wir zeigen. Wir sind gespannt, wie das unseren Blick auf die Bioökonomie künftig verändern wird. Darüber hinaus ist es natürlich interessant, wie die Prinzipien der Bioökonomie auf lokaler, regionaler und vielleicht auch globaler Ebene etabliert werden könnten und soziale Fragestellungen mitgedacht werden können. Ein interessantes Beispiel ist die Stadt Amsterdam, die die Circular Economy in der Stadt und der Region als Basis nimmt. Wir nehmen neue Fragestellungen und Denkanstöße einerseits in unser Veranstaltungsprogramm auf, andererseits wird auch die Dauerausstellung fortlaufend überarbeitet und aktualisiert.
David Weigend: Die Bioökonomie ist ein Querschnittsthema. Das versuchen wir auch in unseren Workshops zu vermitteln. Dort entwickeln wir konkrete Zukunftsszenarien. Wir haben dazu eigene Bildungsmaterialien entwickelt. Außerdem versuchen wir, die Themen partizipativ zu bearbeiten. Daher wollen wir auf die Resonanz der Besucher*innen eingehen und dies weiterverarbeiten.