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Julia Schneider (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department für Geographie an der LMU München, tätig in den vom BMBF geförderten Projekten BioNex und BioSDG) und Florian Zabel (Wissenschaftler am Department für Geographie der LMU, Leitung und Koordination der Projekte BioNex und BioSDG) gehen in einem gemeinsamen Beitrag der Frage nach, wie man die steigende Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen aus Biomasse sozial und ökologisch nachhaltig bedienen kann.
„Zielkonflikte zwischen Bioökonomie, Biodiversität und Ernährungssicherung“ lautet der Titel der beiden Wissenschaftler*innen und zielt damit auf einen Konflikt der Bioökonomie ab: Wie kann eine Wirtschaft, die auf nachwachsenden Rohstoffen aufbaut, nachhaltig und umweltschonend sein? Denn nicht nur die Wirtschaft wird zukünftig einen höheren Bedarf haben: „Aufgrund steigender Weltbevölkerung und sich ändernder Ernährungsgewohnheiten und Lebensstile geht man davon aus, dass sich die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Rohstoffen bis 2050 in etwa verdoppeln wird.“, heißt es im Artikel.
Biomassepotential
Eine Möglichkeit hier zu agieren ist das Biomassepotential unterschiedlicher, landwirtschaftlicher Nutzpflanzen zu analysieren und ihren Anbau dahingehend zu intensivieren. Das bedeutet: Wo wächst welche Pflanze besonders gut? Welchen Boden benötigt sie? Diese Analyse erarbeiten die beiden Wissenschaftler*innen per computergestützter Simulation von Pflanzen. Hierbei beziehen sie auch mögliche Auswirkungen des Klimawandels mit ein.
Landnutzungsänderungen
Daneben spielt auch die Analyse und Simulation der Landnutzung eine große Rolle: „Die Simulation von Landnutzungsänderungen ermöglicht uns zu erkennen, wann und wo eine erhöhte Nachfrage an Biomasse zu landwirtschaftlicher Expansion, auch in anderen Regionen der Welt, führen kann. So können wir identifizieren, wo Ökosysteme und Biodiversität durch die Bioökonomie potentiell bedroht sind und Flächen deshalb geschützt werden sollten.“
Eine Optimierung der Landfläche findet zum Beispiel dann statt, wenn Anbaufrüchte anders und effektiver auf dem Feld ausgebracht werden. Ziel ist: Anbaufläche einsparen und Profitabilität des Feldes steigern. „Die eingesparte Fläche könnten z.B. für Aufforstung, Ökosysteme und Biodiversität genutzt werden, oder für die Ausweitung der Produktion von Biomasse für die Bioökonomie.“
Bioökonomie nachhaltig gestalten
Der Spagat zwischen Biomassenutzung und Nachhaltigkeit wurde vom Projekt „BioDisKo“ mit Bürger*innen im Zukunftsrat „Bioökonomie NRW 2038?!” diskutiert. Herausgekommen sind politische Empfehlungen, die – unter anderem – die Landwirtschaft adressieren: Neben dem Wunsch nach einer standardmäßig ökologischen Landwirtschaft, sollte neben konventionellen Samen eine Aussaat von Wildblumen und Sträuchern die Biodiversität schützen sowie steigern. Eine Verkettung von Permakultur und digitalen Technologien könnte den Bedarf an Biomasse deckeln. Sowohl durch den Anbau alter Pflanzensorten als auch durch Züchtungen mittels gentechnologischer Verfahren könnte die Nachfrage nach an den Klimawandel angepassten (bspw. trockenresistente) Pflanzen nachgekommen werden.
Die ausfürhlichen Empfehlungen und Wünsche der Bürger*innen finden Sie hier: https://dialogbiooekonomie.de/wp-content/uploads/KWI_BioDisKo_Zukunftsrat_Handlungsempfehlungen_final.pdf
Text: eileen.winkendick@kwi-nrw.de