© Pixabay; Ob an Land oder im Wasser: Der Einfluss des Menschen auf die Ökosysteme der Erde hat schwerwiegende Folgen für die Artenvielfalt.
„Szenarien und Wege in eine nachhaltige Zukunft“
Der Weltbiodiversitätsrat IPBES mahnt Gesellschaft und Wirtschaft ab: Das globale Artensterben hat dramatische Züge angenommen. Ein Umdenken über die Wichtigkeit und im Handeln für die Artenvielfalt müssen zukunftsweisend in unserer Gesellschaft ankommen.
Überrascht sein muss man nicht: Das Artensterben und die Wandlung der Biodiversität in den vergangenen Jahren haben klare Ursachen. Ursachen, die am 6. Mai in Paris der internationalen Öffentlichkeit vom Weltbiodiversitätsrat (IPBES) vorgestellt wurden.
Das vorgelegte „Global Assessment“ hat es in sich: Rund 15.000 Studien von 145 Wissenschaftlern aus 51 Ländern waren daran beteiligt und lieferten Studien zu Entwicklungen in der Tier- und Pflanzenwelt. Über drei Jahre wurden die Ergebnisse zusammengetragen und ausgewertet. Erstmalig flossen auch die Wissensschätze von indigenen Völkern mit ein.
Verlust der Biodiversität auf dramatischem Hoch
Die zusammengestellten Studien liefern Einblicke in den Rückgang der Artenvielfalt seit 2005 und zudem einen detaillierten Zustand über Land- und Marinesysteme – dabei zeigen die Zahlen stets das gleiche, alarmierende Ergebnis: Welches Ökosystem man sich auch anschaut, der Rückgang der Arten ist gleichsam alarmierend, wie weit vorangeschritten. Acht Millionen Tier- und Pflanzenarten sind heutzutage bekannt, eine Million davon ist vom Aussterben bedroht.
Der anthropogene Einfluss auf Meer- und Landflächen
33 % aller Fischpopulationen sind von Überfischung betroffen, 66 % der Meere wurden vom Menschen stark beeinflusst, was sich in – unter anderem – dem Verlust von 50 % aller Korallenriffe niederschlägt. Doch nicht nur die Ökosysteme mit ihren Bewohnern leiden: Durch fortwährende Zerstörung von Küstengebieten ist die Lebensgrundlage von 300 Millionen Menschen gefährdet.
An Land sieht es nicht besser aus: 85 % aller Feuchtgebiete sind zerstört, 23 % aller Landflächen weltweit sind ökologisch ausgelaugt, der drastische Verlust an Insekten bedroht die Nahrungsmittelproduktion und die Abholzung des tropischen Regenwaldes belief sich bis 2015 etwa auf 132 Millionen Hektar. Eine Fläche die kaum in absehbarer Zeit wieder aufgeforstet werden kann.
Der rücksichtslose Verbrauch von Biomasseprodukten durch den Menschen schlägt sich auf mehr als einem Drittel der Landoberfläche und auf 75 % des Süßwassers nieder. Beides Faktoren, die für die Pflanzen- und Viehzucht genutzt werden.
Die 5 wesentliche Ursachen des Artenverlusts
- Die stärkere Nutzung von Festland und Meer
- Die Nutzung bestimmter Organismen (bspw. Stichwort Überfischung)
- Der Klimawandel verursacht
- Die Umweltverschmutzung
- Invasive Neobiota (= gebietsfremde Arten)
Nachhaltigkeitsziele und Wandel für die Zukunft elementar
Der Bericht des IPBES zeigt aber auch Handlungsspielräume für die Zukunft: Ein Kapitel des Schriftstücks heißt passenderweise „Szenarien und Wege in eine nachhaltige Zukunft“ und gibt Motivation zum rechtzeitigen Gegensteuern. Drei elementare Faktoren sind für die Autoren entscheidend:
Erstens muss die Weltbevölkerung langsamer wachsen, zweitens der Fleischkonsum reduziert werden und drittens müssen sich Produktions- und Konsumverhalten ändern.
Anstatt mit Verboten zu reagieren, versuchen es die Wissenschaftler mit Fakten, um das Thema Nachhaltigkeit so in Politik, Wirtschaft, Technologie und Gesellschaft tragen. Wer die Konsequenzen der jetzigen Handlungsweisen kennt, sei auch bereit für ein Umdenken und einen Wandel, so die Experten.
Bei einem Blick in die Zukunft könnte der Bericht des Weltbiodiversitätsrates auch handlungsweisend für die 2020 in China stattfindende Weltartenschutzkonferenz sein. Die Autoren hoffen, dass auf dieser Grundlage ein staatenverbindliches Abkommen zum Schutz der Biodiversität und der Ökosysteme erarbeitet und verabschiedet werden kann.
Autor: ew, eileen.winkendick@kwi-nrw.de
Quelle: https://biooekonomie.de/nachrichten/die-vermessung-des-globalen-artensterbens
https://www.un.org/sustainabledevelopment/blog/2019/05/nature-decline-unprecedented-report/